Atomwissenschaftler halten 'Doomsday-Uhr' so nah wie noch nie um Mitternacht

Atomwissenschaftler nennen nukleare Waffen, Klimawandel und disruptiven Technologien als Faktoren, die das Risiko einer globalen Katastrophe vorantreiben.

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Wissenschaftler halten 'Doomsday-Uhr' nahe Mitternacht

Atomwissenschaftler haben beschlossen, ihre 'Doomsday-Uhr' so nah wie nie zuvor um Mitternacht einzustellen. Diese Entscheidung erfolgt als Reaktion auf mehrere Faktoren, darunter Russlands Aktionen im Zusammenhang mit nuklearen Waffen während der Invasion der Ukraine, der Gaza-Krieg der nuklearbewaffneten Israel und die Verschlechterung des Klimawandels. Die 'Doomsday-Uhr' repräsentiert den theoretischen Annihilationspunkt.

Das Bulletin of the Atomic Scientists, das für die Einstellung der Uhr verantwortlich ist, beließ sie bei 90 Sekunden vor Mitternacht, der gleichen Position wie im letzten Jahr. Die Uhr wird anhand existenzieller Risiken für die Erde und ihre Bewohner eingestellt, wie nukleare Bedrohungen, Klimawandel und disruptive Technologien wie künstliche Intelligenz und Biotechnologie.

Rachel Bronson, Präsidentin und CEO des Bulletins, betonte, dass die Entscheidung, die Uhr unverändert zu lassen, keine Stabilität in der Welt suggeriert. Konfliktherde weltweit, die Auswirkungen des Klimawandels und der Fortschritt potenziell gefährlicher Technologien tragen alle zum fortwährenden Risiko einer Katastrophe bei.

Bedrohliche Trends weisen auf Katastrophe hin

Die 'Doomsday-Uhr' wurde 1947 von der in Chicago ansässigen Non-Profit-Organisation Bulletin of the Atomic Scientists geschaffen, um die Öffentlichkeit vor der potenziellen Zerstörung der Welt zu warnen. Sie wurde während der Spannungen des Kalten Krieges nach dem Zweiten Weltkrieg ins Leben gerufen. Das Bulletin warnte davor, dass die aktuellen Trends weiterhin auf eine Katastrophe hindeuten. China, Russland und die Vereinigten Staaten investieren alle stark in die Erweiterung oder Modernisierung ihrer Atomwaffenarsenale, was das Risiko eines Atomkrieges aufgrund von Fehlern oder Fehleinschätzungen erhöht.

Die groß angelegte Invasion der Ukraine durch Russland, die nächsten Monat ihr zweites Jubiläum erreicht, hat die Spannungen mit dem Westen erheblich verschärft. Ein dauerhaftes Ende des Konflikts scheint unwahrscheinlich, und es besteht eine ernsthafte Möglichkeit, dass Russland Atomwaffen in der Region einsetzen könnte. Russlands Entscheidung, seine Beteiligung am New-START-Vertrag mit den Vereinigten Staaten auszusetzen, sowie andere besorgniserregende nukleare Signale tragen zu den Risiken bei.

Nach Alexander Glaser von der Princeton University, einem Mitglied des Expertengremiums des Bulletins, ist die traditionelle nukleare Rüstungskontrolle zu einem Ende gekommen. In der Zwischenzeit sind China, Russland und die Vereinigten Staaten in einem nuklearen Wettrüsten zu dritt engagiert, was die Situation weiter verschärft.

Israels Aktionen und Klimawandel

Israels Handeln als Atommacht ist ebenfalls ein Grund zur Besorgnis. Der laufende Konflikt mit der Hamas im Gazastreifen birgt das Potenzial, sich zu einem größeren konventionellen Krieg mit mehr nuklearmächtigen oder nahe-nuklearen Mächten in der Region auszuweiten. Dadurch entstehen zusätzliche Risiken für die globale Sicherheit.

Der Klimawandel ist ein weiterer wichtiger Faktor, der bei der Einstellung der 'Doomsday-Uhr' berücksichtigt wird. Das Jahr 2023 verzeichnete Rekordtemperaturen und steigende Treibhausgasemissionen. Sowohl die globalen als auch die nordatlantischen Oberflächentemperaturen erreichten beispiellose Werte, während das antarktische Meereis seine niedrigste Tagesausdehnung aller Zeiten erreichte. Obwohl in saubere Energien erheblich investiert wurde, blieben die Investitionen in fossile Brennstoffe hoch. Die Bemühungen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen gelten als unzureichend, um gefährliche Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden, insbesondere für die ärmsten Bevölkerungsgruppen der Welt.