Nach mutmaßlich antisemitischer Attacke: FU Berlin erlässt Hausverbot gegen Angreifer von jüdischem Studenten
Die mutmaßlich antisemitische Attacke auf den FU-Studenten Lahav Shapira befeuert eine politische Debatte. Nun zieht die Universität Konsequenzen.
Hausverbot gegen Angreifer von jüdischem Studenten
Die Freie Universität Berlin erlässt ein dreimonatiges Hausverbot gegen den Studenten, der am vergangenen Wochenende einen jüdischen Kommilitonen angegriffen hatte. Die Maßnahme geschehe "zum Schutz der Mitglieder der Hochschule".
Das Hausverbot gelte von diesem Freitag an für drei Monate auf dem gesamten Campus und könne verlängert werden, so die Uni. Online-Lehrformate seien von der Entscheidung nicht berührt.
FU-Präsident Ziegler sagte in der Mitteilung: "Unser Mitgefühl gilt dem Opfer und seinen Angehörigen. Wir wünschen ihm schnelle und vollständige Genesung." Die uneingeschränkte Solidarität der FU gelte allen Opfern antisemitischer Anfeindungen und Gewalt.
Demonstration vor der FU Berlin
Am Freitagmittag kamen nach Polizeiangaben rund 100 Menschen vor der Silberlaube der FU zusammen, um auf die Ängste jüdischer Studierender hinzuweisen. Bei der Aktion anwesend waren auch Politiker wie die Bundesvorsitzende der Grünen, Ricarda Lang, die Bundestagsabgeordnete Ottilie Klein (CDU) sowie der Berliner Abgeordnete Martin Trefzer (AfD).
Zum Protest aufgerufen hatte die Initiative "Fridays for Israel". Die Gruppe weise seit Wochen auf die Sorgen jüdischer Studierender hin, sagte Sprecherin Clara von Nathusius. Die Leitung der Freien Universität habe "viel verschlafen". Erst seit dem Angriff auf Shapira "hat sich tatsächlich etwas verändert in der Tonalität der Universitäts-Leitung".
Hintergrund des Angriffs
Der jüdische FU-Student Lahav Shapira war vergangenes Wochenende mit Knochenbrüchen im Gesicht ins Krankenhaus gekommen. Ein 23-jähriger propalästinensischer Kommilitone soll ihn auf einer Straße in Berlin-Mitte geschlagen und getreten haben. Die Staatsanwaltschaft geht von einem gezielten Angriff und einem antisemitischen Hintergrund aus. Der Fall wühlt die Stadt seit Tagen auf und setzt auch die Leitung der FU unter Druck.
An der Universität studieren, lehren, forschen und arbeiten laut Hochschule rund 40.000 Menschen aus mehr als 150 Nationen mit unterschiedlicher Herkunft und Religionszugehörigkeit. "Diese Vielfalt prägt das Selbstverständnis der Hochschule". Menschlichkeit, Respekt und Toleranz sind die Grundpfeiler unserer Gemeinschaft. Antisemitismus jeglicher Form, Rassismus und Diskriminierung werden nicht geduldet."