Octopus-DNA enthüllt: Antarktischer Eisschild steht kurz vor dem Zusammenbruch

Wissenschaftler, die die DNA von Oktopussen in der Antarktis untersuchen, haben Hinweise darauf gefunden, dass der Westantarktische Eisschild (WAIS) näher am Zusammenbruch steht als bisher angenommen, was zu einem erheblichen Anstieg des Meeresspiegels führen könnte.

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Oktopus-DNA gibt Einblick in den Rückzug des antarktischen Eisschilds

Wissenschaftler, die den Rückzug der antarktischen Eisschilde untersuchen, haben eine innovative Methode angewendet: Sie haben die DNA von in den Gewässern lebenden Oktopussen untersucht. Eine neue Analyse, veröffentlicht in Science, legt nahe, dass geografisch isolierte Oktopuspopulationen vor etwa 125.000 Jahren frei miteinander gepaart haben, was auf einen eisfreien Korridor während einer Zeit hinweist, in der die globalen Temperaturen ähnlich wie heute waren.

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass der Westantarktische Eisschild (WAIS) in einem bedrohlicheren Zustand ist als bisher angenommen. Wenn die globalen Temperaturen über das Ziel des Pariser Abkommens von 1,5 Grad Celsius hinaus weiter steigen, könnte der WAIS zusammenbrechen und zu einem langfristigen Anstieg des Meeresspiegels von 3,3 bis 5 Metern führen.

Die Hauptautorin Sally Lau erklärt, dass sie als Evolutionsbiologin versteht, wie DNA und Biologie als Proxies für Veränderungen in der Antarktis in der Vergangenheit dienen können. Durch die Untersuchung der DNA des Oktopus Turquet konnten Lau und ihre Kollegen Erkenntnisse über den Zusammenbruch des WAIS liefern.

Nachweise transantarktischer Meerengen

Um die genetische Geschichte der Oktopusse und des Eisschilds zu untersuchen, sequenzierten die Forscher die DNA von 96 Proben, die im Laufe von 33 Jahren versehentlich als Beifang beim Fischen gesammelt wurden. Durch die Analyse der Genome fanden sie Hinweise auf transantarktische Meerengen, die vor etwa 125.000 Jahren verschiedene Meere miteinander verbanden.

Die genetische Vermischung deutete darauf hin, dass der WAIS in der Vergangenheit an zwei separaten Punkten zusammengebrochen ist. Der erste Zusammenbruch ereignete sich vor etwa 3-3,5 Millionen Jahren während des mittleren Pliozäns. Der zweite Zusammenbruch ereignete sich während der letzten Interglazialzeit vor 129.000 bis 116.000 Jahren, als die Erde das letzte Mal einen Temperaturanstieg von 1,5 Grad Celsius im Vergleich zu vorindustriellen Werten erlebte.

Die Studie liefert empirische Belege dafür, dass der WAIS in der Vergangenheit zusammengebrochen ist, als die globalen Durchschnittstemperaturen ähnlich den heutigen waren. Dies legt nahe, dass der Kipppunkt für einen zukünftigen Zusammenbruch des WAIS nahe ist und die dringende Notwendigkeit betont, den Klimawandel anzugehen.

Auswirkungen auf den Meeresspiegelanstieg und offene Fragen

Der mögliche Zusammenbruch des WAIS hat erhebliche Auswirkungen auf den Anstieg des Meeresspiegels. Wenn der Eisschild vollständig zusammenbräche, könnte dies zu einem Anstieg des Meeresspiegels um 3,3 Meter führen und niedrig gelegene Küstengebiete weltweit überfluten.

Obwohl die Studie wertvolle Einblicke liefert, bleiben noch offene Fragen. Es ist nach wie vor unklar, ob allein steigende Temperaturen den Zusammenbruch des Eisschilds in der Vergangenheit verursacht haben oder ob andere Faktoren wie sich ändernde Meeresströmungen und Wechselwirkungen zwischen Eis und der soliden Erde eine Rolle gespielt haben. Zudem ist ungewiss, ob der Meeresspiegelanstieg durch einen zusammengebrochenen WAIS allmählich über Jahrtausende oder in schnelleren Sprüngen erfolgen würde.

Trotz dieser Unsicherheiten unterstreicht die Studie die Dringlichkeit, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Die Forscher beschreiben die Beweise aus der Oktopus-DNA als eine weitere Karte, die einem bereits instabilen Kartenhaus hinzugefügt wird, und betonen die Notwendigkeit, den Klimawandel zu bekämpfen, bevor es zu spät ist.