Wofür am Freitag im ÖPNV in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gestreikt wird

Am Freitag sind Straßenbahn- und Busfahrer aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Mit dem Warnstreik will Verdi ihre Forderungen für den ÖPNV untermauern. Dabei geht es nicht in jedem Bundesland ums Geld.

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In Sachsen geht es nicht um Geld, Beschäftigte profitieren von Lohnabschlüssen für den öffentlichen Dienst

Verdi fordert in Sachsen-Anhalt ein Lohnplus von 550 Euro

Für Thüringer ÖPNV-Beschäftigte will Verdi 650 Euro mehr herausholen

Die Gewerkschaft Verdi hat für Freitag nahezu bundesweit zu Warnstreiks im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) aufgerufen. In 15 Bundesländern verhandelt die Gewerkschaft mit den kommunalen Arbeitgeberverbänden über neue Tarifverträge für die Beschäftigten. Inhaltlich geht es dabei um sehr unterschiedliche Forderungen.

Keine Lohnforderungen in Sachsen

In Sachsen etwa geht es dabei "nur" um die Arbeitsbedingungen. Die Beschäftigten profitieren von den Abschlüssen im öffentlichen Dienst, die bereits im vergangenen Frühjahr ausgehandelt worden waren. So steigen ab März die Entgelte für die deutlich größte Gruppe der Fahrdienstbeschäftigten auf Beträge zwischen 3.116 Euro und 3.627 Euro.

Verdi erklärte, die Steigerung sei bemerkenswert. Damit sei Sachsen "nach Jahren der roten Laterne bei den Löhnen endlich auf dem Branchenniveau angekommen. Gleichzeitig ändert das nichts daran, dass die Kolleginnen und Kollegen dringend Entlastung benötigen." Die Krankenstände seien hoch. Teilweise würden in den Betrieben Überstundenkonten im sechsstelligen Bereich existieren. Verdi fordert daher einen neuen Manteltarifvertrag mit einem höheren Urlaubsanspruch, der Einführung von Zeitzuschlägen für Samstagsarbeit und auch von Überstundenzuschlägen.

Sachsen-Anhalt: Lohnplus von 550 Euro gefordert

In Sachsen-Anhalt geht es darüber hinaus auch um höhere Löhne und Gehälter. Nach Angaben von Verdi verdienen hier Fahrdienstbeschäftigte monatlich zwischen 2.880 Euro und 3.141 Euro und damit deutlich weniger als in Sachsen. In einer Mitteilung der Gewerkschaft heißt es: "Es ist nicht zu erklären, wieso ÖPNV-Beschäftigte in Sachsen-Anhalt einige Hundert Euro weniger verdienen sollen als in anderen Bundesländern." Verdi fordert daher ein Lohnplus von 550 Euro pro Monat sowie eine Erhöhung der Ausbildungsentgelte um 250 Euro pro Monat.

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Thüringer Bus- und Straßenbahnfahrer verdienen am wenigsten

Noch geringer sind die Löhne für Bus- und Straßenbahnfahrer in Thüringen. Hier gibt Verdi die monatlich gezahlten Gehälter mit 2.721 Euro bis 3.200 Euro an. Die Gewerkschaft fordert deshalb 650 Euro mehr pro Monat – verbunden mit der Möglichkeit, die Lohnerhöhung in eine Verkürzung der Arbeitszeit oder zusätzliche freie Tage umzuwandeln. Für Auszubildende wird eine Erhöhung der Entgelte um 250 Euro pro Monat gefordert.

Bayern vom Warnstreik ausgenommen

Auch im übrigen Bundesgebiet fordert Verdi neue Tarifverträge. Eine Ausnahme bildet Bayern. Dort finden aktuell keine Tarifverhandlungen und damit auch keine Arbeitskämpfe statt.

In Brandenburg fordert die Gewerkschaft wie in Thüringen monatlich 650 Euro mehr. Auch im Saarland geht es Verdi zusätzlich um mehr Lohn. In allen anderen Ländern will Verdi vorrangig kürzere Arbeitszeiten ohne finanzielle Einbußen, längere Ruhezeiten zwischen einzelnen Schichten, mehr Urlaubstage oder mehr Urlaubsgeld erreichen.

Die stellvertretende Verdi-Bundesvorsitzende Christine Behle sagte, bei diesen Verhandlungen gehe es vor allem um Entlastung. Das sei das wichtigste Thema für die Beschäftigten im Nahverkehr. Es gehe auch darum, über bessere Arbeitsbedingungen dem erheblichen Personalmangel in allen Betrieben zu begegnen. Hier hätten die Arbeitgeber in den vergangenen Jahren zu viel verschlafen.

Verdi verweist auf Schätzungen des Verbandes der Verkehrsunternehmen, wonach jährlich 4.000 bis 6.000 Beschäftigte aus den ÖPNV-Unternehmen ausscheiden und die Stellen nur mit größter Mühe nachbesetzt werden können.