Ich suche eine freundliche Person von Julian Borger - eine Rezension

Borgers Bericht über Annoncen im Manchester Guardian von Wiener Eltern, die versuchten, ihre Kinder - einer davon sein Vater - vor dem Holocaust zu retten, ist packend und kraftvoll.

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Eine Familie heimgesucht vom Holocaust

Julian Borger wuchs mit einem Gefühl der Unruhe und des Mysteriums über die Vergangenheit seiner Familie auf. Sein Vater Robert, ein Wiener Jude, entkam der nationalsozialistischen Verfolgung und kam 1938 in England an. Aber die Details von Roberts Reise und die emotionale Belastung, die sie der Familie auferlegt hat, waren von Schweigen umhüllt. 1983 nahm sich Robert das Leben, was Julian dazu bewegte, tiefer in seine Familiengeschichte einzutauchen.

Julian entdeckte, dass sein Großvater Leo 1938 eine Anzeige im Manchester Guardian aufgegeben hatte. Darin suchte er eine freundliche Person, die seinen Sohn Robert erziehen würde. Diese Offenbarung trieb Julian dazu an, die Geschichten anderer Kinder aufzudecken, die durch ähnliche Anzeigen vor den Nazis gerettet worden waren. Julians Buch erzählt packende und kraftvolle Geschichten von sieben dieser Kinder und gibt Einblick in ihre Erfahrungen während und nach dem Krieg.

Das Buch enthüllt auch Julian's eigene Familiengeschichte und zeigt die unerzählten Geschichten seiner Großtante Malci und ihres Stiefsohns Mordechaj, die eine wichtige Rolle im österreichischen jüdischen Widerstand spielten. Durch diese Geschichten gewinnt Julian ein tieferes Verständnis für die emotionale Landschaft seines Vaters und das Erbe des übertragenen Traumas.

Eine Reise des Überlebens

Zu den Kindern, die in Julians Buch vorgestellt werden, gehört Gertrude Langer, die es nach England schaffte, aber später nach Shanghai fliehen musste, als ihre Eltern dorthin entkommen konnten. In Shanghai fand Gertrude Trost in einer lebendigen Gemeinschaft von mitflüchtigen Wienern, aber sie wurde mit neuen Herausforderungen konfrontiert, als die Japaner die Stadt besetzten. Schließlich gelang ihr die Überfahrt in die USA, wobei sie finanzielle Hindernisse überwinden musste.

Ein weiterer Überlebender, George Mandler, fand Zuflucht in den USA und kehrte später als Teil des amerikanischen Militärgeheimdienstes nach Europa zurück. Er nutzte seine Position, um Informationen von gefangenen deutschen Soldaten zu erhalten und dadurch zum Kriegsbeitrag beizutragen. Julians Recherche zeigt die vielfältigen und widerstandsfähigen Wege, die diese Kinder auf ihrer Suche nach Überleben beschritten haben.

Das Buch führt auch Lisbeth Weiss ein, eines der Kinder, die es geschafft haben zu überleben und mit 91 Jahren noch am Leben sind. Ihre Erinnerungen gewähren Julian einen Einblick in die Welt, aus der sein Vater stammt, und helfen ihm, seine eigene Familiengeschichte zusammenzusetzen.

Verborgene Geschichten enthüllen

Julians Buch sticht durch den Fokus auf die kleinen Annoncen im Manchester Guardian in der Literatur über das Leben der Wiener Juden während des Krieges heraus. Diese Annoncen waren verzweifelte Appelle der Eltern, die versuchten, ihre Kinder zu retten, und fassten ihre Geschichten in wenigen ergreifenden Zeilen zusammen. Durch ausgiebige Recherche lässt Julian diese Geschichten lebendig werden und zeigt die Widerstandsfähigkeit und Tapferkeit derer, die es geschafft haben, den Schrecken des Holocaust zu entkommen.

Das Buch behandelt auch die delikate Balance zwischen Erinnern und Weitergehen. Julian reflektiert die Bedeutung, einen Mittelweg zwischen dem Verweilen in traumatischen Erinnerungen und dem Vermeiden dieser vollständig zu finden. Für ihn bedeutet das Schreiben dieses Buches nicht nur, Gefühle der Verbitterung aufzudecken, sondern auch ein tieferes Verständnis für seinen Vater und die komplexen Emotionen, die mit dem übertragenen Trauma verbunden sind, zu gewinnen.

Dieser ergreifende Bericht über Überleben und Widerstandsfähigkeit bietet eine wertvolle Perspektive in der Literatur über den Holocaust. Julian's Erkundung seiner eigenen Familiengeschichte wirft Licht auf die unerzählten Geschichten derjenigen, die gerettet wurden, und erinnert an die Kraft der Hoffnung und Freundlichkeit angesichts unvorstellbarer Widrigkeiten.